Sozial- und Sonderbauten

Am Beerenpfuhl, Berlin

Neubau eines Pflegewohnzentrums

 

 

Projektdaten
Standort Tangermünder Straße, 12627 Berlin
Auftraggeber Pflegewohnzentrum
BGF 5.897 m²
Nutzung Pflegewohnheim mit 89 Pflegeplätze
Baukosten 6 Mio. €
Leistungsphasen 1-9
Planung/Ausführung 2011-2014
Kny & Weber mit Stefanie Hoffmann, Anika Zdunek, Mario Hermanns (Bauleitung)

Der fünfgeschossige Gebäudekomplex wird entlang der Bauflucht der vorhandenen Wohnbebauung in der Tangermünder Straße im Osten und Süden eingeordnet. Nach Norden bestimmt die nach Bauordnung notwendige Abstandsfläche die Lage des Gebäudes zu den benachbarten Kleingärten. Jeweils zwei durch die Größe der Hausgemeinschaften bestimmte, Nord-Süd gerichtete Gebäuderiegel mit einem Verbindungsbau gliedern den Komplex und bilden unterschiedliche nutzbare Räume innerhalb der Grundstücksfläche. Die räumliche Ausbildung eines Vorplatzes nach Süden zur Querstraße markiert die neue Adresse und den öffentlichen Zugang zum Gelände des Kompetenzzentrums.
Die Gestaltung des Freiraumes folgt dem Entwurfskonzept in der Ausbildung von verschieden Bezugsräumen für die Nutzer des Hauses. Funktionsbereiche, wie der Wirtschaftshof nach Norden, der Nutzgarten zu nördlich angrenzenden Kleingärten, der „Garten der Sinne“ im umschlossenen Haupthof und der „Therapiegarten“ am Mehrzwecksaal gegliedert den Freirau­m des Gebäudekomplexes.
Das Raumprinzip der Hausgemeinschaft folgt einer clusterförmigen Organisation der  Bewohnerzimmer in Form einer Wohnung um eine gemeinschaftliche Mitte. Auf diese Weise soll einerseits eine stärkere individuelle Identifikation und Unterscheidung des privaten vom gemeinschaftlichen Wohnraum gefördert werden. Andererseits werden für die Bedürfnisse von Nähe und Distanz durch Kontaktzonen und Rückzugszonen Wohnbedingungen mit hoher Lebensqualität geschaffen. Die Auslagerung der Service-Räume außerhalb der Wohngemeinschaft in den Verbindungsbau soll die Wohnungen von Nebenfunktionen befreien und einen hohen Grad an Wohnlichkeit gewährleisten.
Bei der Konzeption der Hausgemeinschaften wurde besonderer Wert auf die Bedürfnisse altersdementer Bewohner gelegt. Dazu gehört eine einfache Orientierung, Übersichtlichkeit der Bereiche, Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie Schaffung von Rückzugsräumen. Dem ausgeprägten Bewegungsdrang dementiell erkrankter Menschen wird durch ein offenes Raumgefüge mit verschiedenen Rundläufen im Küchen und Wohnbereich Rechnung getragen. Zusätzliche Orientierungspunkte werden über Ausblicke (in die verschiedenen Außenräume), Licht (kontrastreiche Tageslichtzonierung) definiert.
Die Zimmer sind aufgrund ihrer Proportion flexibel, individuell möblierbar. Sie ermöglichen für die Pflegebetten jeweils eine Pflege wie auch eine Wohnstellung. Unabhängig von den unterschiedlichen Nutzergruppen wurde eine Vereinheitlichung der Zimmer und Beschränkung auf wenige Grundtypen angestrebt. Die behindertenfreundlichen Bewohnerbäder sind in den Wohnbereichen identisch, so dass durch die große Stückzahl der Einsatz von vorgefertigten Badzellen möglich ist.
Das ebenerdige Foyer des Gebäudes wird von der Tangermünder Straße. Die Andienung und Vorfahrt für Krankenwagen und andere Sonderfahrzeuge erfolgt über ei­ne an der nördlichen Grundstücksgrenze gelegene Erschließungsstraße. Die vertikale Erschließung des Gebäudes erfolgt über einen dem Foyer zugeordneten Aufzugs-/ Treppenbereich, der von der Rezeption einsehbar ist.
Das hohe Maß unterschiedlicher Nutzungen und damit verbundener Raumaufteilungen in den einzelnen Etagen spiegelt sich in der Fassade der in der Grundform strengen Baukörpergliederung wieder. Die unterschiedlichen großen Balkone auf der Hofseite sowie die spielerisch angeordneten Einzelbalkone unterstreichen die differenzierte Gestaltung der Fassade. Wiederkehrende Elemente sind die mit umlaufenden Holzrahmen gefassten Fensterelemente der Bewohnerzimmer. Sie sind großzügig, deren bodentiefe Fenster gewährleisten auch für Bettlägerige einen guten Aussenraumbezug. Der Wechsel von Putzflächen mit den Holzfensterelementen und den Holz- Paneelflächen an den Erker und am Verbindungsbau schafft ein warmes wohnliches Ambiente.